Kerosinbilanz Rheinland-pfalz 2019
Das Jahr 2019 begann vielversprechend, es wurde zunächst kein Kerosin über dem Pfälzerwald abgelassen. Scheinbar zeigten die Proteste sowie das große Interesse der Öffentlichkeit und der Medien Wirkung. Aber leider Fehlanzeige! Die Ernüchterung erfolgte Ende April durch den Kerosinablass einer Boeing 747 der Lufthansa. Nach ein paar Monaten Pause kam es dann ab Herbst zum Endspurt. Allein drei Kerosinablässe im September, zwei im Oktober und einer im November. Somit war Rheinland-Pfalz 2019 von 7 Kerosinablässen betroffen. Dabei wurden rund 240 bis 250 Tonnen Kerosin abgelassen.[1] Das sind ca. 300.000 bis 312.500 Liter!
In fünf der sieben bekannt gewordenen Fälle war neben dem Pfälzerwald auch das Saarland betroffen. Das Saarland muss hier ausdrücklich genannt werden, denn beim Luftfahrt-Bundesamt (LBA) scheint dessen Existenz nicht bekannt zu sein, da es in den äußerst dürftigen Veröffentlichungen dieser Behörde unerwähnt bleibt!
2019 wurde lediglich ein militärischer Kerosinablass bekannt. Dabei handelte es sich um einen amerikanischen F15 Kampfjet, der bei einer militärischen Übung rund um Büchel 3,5 Tonnen Kerosin verteilte. Angesichts des intensiven militärischen Flugbetriebs im Zusammenhang mit der Airbase Ramstein und des sich über die Pfalz und das Saarland erstreckenden Übungsluftraums TRA LAUTER, der neben der Bundeswehr zusätzlich von zahlreichen ausländischen Streitkräften, insbesondere auch den Amerikanern, sehr stark genutzt wird, erscheint diese Zahl überhaupt nicht plausibel.
Auch der Absturz eines amerikanischen F16 Kampfjets bei Zemmer darf nicht vergessen werden, denn hier dürften ebenfalls erhebliche Mengen giftiger Stoffe in die Umwelt gelangt sein (Video verfügbar bis 05.12.2020):
Gemeinde Zemmer fühlt sich nach Kampfjet-Absturz im Stich gelassen
Am 08.05.2019 veröffentlichte das Umweltbundesamt (UBA) das Ergebnis einer Studie über die Auswirkungen der Treibstoffschnellablässe auf Gesundheit und Umwelt. Grundlage bilden Jahrzehnte alte Daten, die lediglich anhand von Modellrechnungen neu bewertet wurden. Eine Überprüfung der Modelle ist praktischerweise nicht vorgesehen. So gelangt man zu dem folgenden Fazit [2]:
Die Modellierungen der am Boden ankommenden Kerosinrückstände und die umwelttoxikologischen Untersuchungen des UBA und seiner Auftragnehmer ergaben nach derzeitigem Wissensstand keine kritischen Umweltauswirkungen von Treibstoffschnellablässen auf Boden, Grundwasser, Luft und menschliche Gesundheit. Die Entscheidung, ob ein Treibstoffschnellablass durchgeführt wird, liegt einzig und allein beim Luftfahrzeugkommandant.
Die Entscheidung über das zugewiesene Ablassgebiet liegt hingegen bei der Flugsicherung. Zur Vermeidung von Summationswirkungen wäre es daher aus dem Vorsorgeprinzip heraus sinnvoll, eine Vorschrift zu möglichst alternierenden Ablassgebieten in die Betriebsanweisung BA-FVD 665.2 aufzunehmen.
Betrachtet man alle Flugspuren in der folgenden interaktiven Karte gleichzeitig, wird klar, Vermeidung von Summationswirkungen und Vorsorgeprinzip, leider Fehlanzeige! Die Tatsache, dass Kerosinablässe nach diesem Muster bereits jahrelange Praxis sind, schon lange bevor das Thema immer mehr in die Öffentlichkeit gelangte, verursacht ein äußerst mulmiges Gefühl!
Zu fünf der sieben bekannt gewordenen Fälle liegen uns die Flugdaten vor.
Bei drei dieser fünf Fälle handelte es sich um Frachtmaschinen.
Zum Einblenden/Ausblenden einer Flugspur bitte einfach den entsprechenden Titel anklicken:
27.04.2019 -- 60.0 t -- Lufthansa -- Modell: Boeing 747-43005.09.2019 -- 57.5 t -- FedEx (Cargo) -- Modell: MD-11 F
16.09.2019 -- 30.0 t -- Atlas-Air (Cargo) -- Modell: Boeing 747-47UF
26.10.2019 -- 54.0 t -- Lufthansa -- Modell: Boeing 747-830
01.11.2019 -- 30.0 t -- Lufthansa Cargo -- Modell: MD-11 F
Alle Kerosinablässe in der Übersicht:
- 27.04.2019 – Samstag, ca. 19:25 Uhr bis 20:20 Uhr – 60 Tonnen lt. Lufthansa
mehr lesen… - 05.09.2019 – Donnerstag, ca. 21:55 Uhr bis 22:25 Uhr – 57,5 Tonnen
mehr lesen… - 16.09.2019 – Montag, ca. 15:10 Uhr bis 15:40 Uhr – 30 Tonnen
mehr lesen… - 26.09.2019 – Donnerstag, Hessen und Rheinland-Pfalz – 18 Tonnen (keine Flugdaten verfügbar)
mehr lesen… - 18.10.2019 – Freitag, amerikanischer F15 Kampfjet rund um Büchel – 3,5 Tonnen (keine Flugdaten verfügbar)
mehr lesen… - 26.10.2019 – Samstag, ca. 13:45 Uhr bis 15:00 Uhr – 54 Tonnen
mehr lesen… - 01.11.2019 – Freitag, ca. 20:30 Uhr bis 22:00 Uhr – 30 Tonnen
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[1]
Bei den Angaben zur abgelassenen Kerosinmenge besteht nicht immer Einigkeit. So wurde zu dem Ablass am 27.04.2019 vom Luftfahrtbundesamt eine Menge von 53,8 Tonnen veröffentlicht, während ein Sprecher der Lufthansa 60 Tonnen bestätigte.
[2]
In den Modellrechnungen bleiben das nachweislich krebserregende Benzol, sowie die möglicherweise noch giftigeren Additive, unberücksichtigt. Bei den Betrachtungen, welche Kerosinmenge den Boden erreicht, wurde zwar die Bodentemperatur berücksichtigt, nicht jedoch Niederschläge, die das Kerosin auswaschen könnten. Das alleine zeigt bereits, dass diese Studie nichts als eine teure Farce ist!
Feb. 2020 (bs)