Erneuter Kerosinablass über Rheinland-Pfalz

Am 04.07.2022 meldete das Luftfahrtbundesamt erneut einen Kerosinablass. Demnach wurden bereits am Donnerstag, den 30.06.2022 15 Tonnen Kerosin abgelassen. Die Begründung lautet, Zitat:Umleitung aus medizinischen Gründen der Passagiere„.

Nach unseren Recherchen handelte sich um eine Maschine des Typs Boeing 787-9 der nationalen Airline Etihad Airways der Vereinigten Arabischen Emirate, die auf einem Flug von New York nach Abu Dhabi war. Dies wurde inzwischen von der Deutschen Flugsicherung gegenüber der Rheinpfalz bestätigt.

Vor der Zwischenlandung in Frankfurt hat die Maschine im Sinkflug über Pfalz, Hunsrück und Saarland das Kerosin abgelassen. Nicht mal 2 Stunden später befand sich die Maschine schon auf dem Weiterflug nach Abu Dhabi.

Wieso lässt eine Maschine nach über der Hälfte der Flugdistanz noch Kerosin ab?

Sollte das maximale Landegewicht der Maschine nach dieser Distanz (ca. 6200 km) noch nicht unterschritten worden sein, war es dennoch nicht nötig Kerosin abzulassen. Entgegen gern wiederholter anderslautender Behauptungen ist nämlich eine sichere Landung über dem maximalen Landegewicht  (overweight landing) absolut möglich. In einem Artikel auf der Webseite von Boeing steht unter anderem Folgendes:

Originaltext:

Landing overweight and fuel jettisoning are both considered safe procedures: There are no accidents on record attributed to either cause. In the preamble to Amendment 25-18 to FAR Part 25, relative to fuel jettison, the FAA stated, “There has been no adverse service experience with airplanes certificated under Part 25 involved in overweight landings.” Furthermore, service experience indicates that damage due to overweight landing is extremely rare.

Übersetzung:

Sowohl die Landung mit Übergewicht als auch das Ablassen von Treibstoff gelten als sichere Verfahren: Es sind keine Unfälle bekannt, die auf eine der beiden Ursachen zurückzuführen sind. In der Präambel der Änderung 25-18 zu FAR Teil 25, die sich auf das Ablassen von Treibstoff bezieht, erklärte die FAA: „Es gibt keine negativen Betriebserfahrungen mit Flugzeugen, die nach Teil 25 zugelassen sind und an Landungen mit Übergewicht beteiligt waren.“ Außerdem zeigen die Betriebserfahrungen, dass Schäden aufgrund von Übergewichtslandungen äußerst selten sind.

Umwelt- und Gesundheitsaspekte spielen bei der Abwägung Kerosin abzulassen oder mit Übergewicht zu landen keine Rolle. Ausschlaggebend sind weitestgehend finanzielle Gründe. So spart man sich z.B. gerne die Kosten einer zusätzlichen Inspektion, die nach einer Landung mit Übergewicht erforderlich wird.

Zu den Umweltaspekten wurde 2019 eine Metastudie (= wissenschaftliche Untersuchung, die mehrere vorhandene Studien auswertet) zu den Kerosinablässen vom Umweltbundesamt in Auftrag gegeben. Diese Metastudie, die auf über 20 Jahre alten Studien und lückenhaften Daten basiert, sowie auf Rechenmodellen, die nie überprüft werden können, ergab natürlich keine „kritischen Umweltauswirkungen“. Zur Kerosin-Studie: hier mehr lesen…

05.07.2022