Langerkopf – Renaturierung sieht anders aus

Natur ist ja bekanntlich genügsam, anspruchslos und unerbittlich, was die Rückeroberung ziviler oder wie in diesem Fall militärischer Hinterlassenschaften angeht. Vielleicht hat man ja gerade auf diese Charaktereigenschaft gebaut, als man sich an die Renaturierung der früheren Richtfunkanlage (Radio Relay Side) der US Air Force auf dem Langerkopf machte. Sicher die Gebäude und der große Funkturm sind verschwunden und auf der freigewordenen Fläche wurde ein wenig aufgeforstet. Den Rest überwuchern allmählich Moose, Flechten, Gräser, Ginster und Brombeergestrüpp. Neu erbaute Hochsitze lassen darauf schließen, dass sich das Wild gerne und offensichtlich auch zahlreich auf dem Hochplateau blicken lässt. Auch nicht wenige mit weißen Wellenlinien gekennzeichnete Biotopbäume lassen sich am Rand des Areals finden. Oberflächlich betrachtet scheint also alles in Ordnung zu sein. Eine besenreine Übergabe also. Tatsächlich?

Wo war nochmal die Renaturierung?  © Foto: IPP (ds)

Nur weil man etwas auf Anhieb nicht sehen kann, heißt das noch lange nicht, dass auch nichts da ist. Schaut man etwas genauer hin, dann findet man immer noch genügend Überreste. So sind die Flächen der Gebäudefundamente immer noch deutlich zu erkennen, ebenso vergessene Reste einzelner Betonpfeiler des ehemaligen Zaunes. Was auf den ersten Blick wie ein knorriger, kaputter Stamm eines Jungbaumes aussieht, entpuppt sich als Rest eines oberflächlich erodierten Stahlträgers. Auch der Aushub eines Lochs für einen der neuen Baumsetzlinge führte nicht nur Erdreich zu Tage. Die eine oder andere Rohrleitung ragt aus dem Boden hervor oder schimmert durch Laub und Moose. Ebenso lässt sich immer noch diverser alter oder auch neuer „Kleinmüll“ finden.

Wie gesagt, Natur ist bei ihrer Rückeroberung geradezu fatalistisch anpassungsfähig. Aber wir sollten es umgekehrt nicht sein, schon gar nicht, wenn es um die Beseitigung unserer Hinterlassenschaften geht. Schludern, nach dem Motto „Das wächst ja eh irgendwann mal zu.“ ist nicht, erst recht nicht bei Altlasten.

Sorry Leute, aber eine ordentliche Renaturierung sollte schon anders aussehen.

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Februar 2020 (ds)