„Wer wagt es?“

„Wer wagt es?“, fragt der Mammon fordernd. Und meint damit, endlich die großen Waldgebiete anzugreifen und endgültig einzunehmen. Stille ducken sich die politischen Parteien Jahrzehnte lang umher, ohne so recht zu wollen. Zu groß sei das Risiko, an Beliebtheit einzubüßen, zu offensichtlich und angreifbar das Ganze, reden sie sich heraus. Einige bringen es immerhin fertig, Sendemasten zu errichten und Straßen zu bauen. Das war es dann schon. Das reicht dem Mammon aber nicht. Er möchte, dass die Welt allein zu seinem Garten wird. Ein Garten, in dem seine Bäume wachsen und alle Menschen diese in Ehrfurcht erblicken müssen. Kein Winkel der weiten Welt darf von ihm verschont bleiben, eher wird er nicht ruhen. Diese rebellischen Waldgebiete, welche die Menschen zum Naturbewusstsein verführen, verabscheut er am meisten.

Doch dann, im Jahre 2013, endlich geschieht es! Eine Schar mutiger haben einen Plan: „Wir sagen den Menschen, dass wir die Welt retten müssen, dann können wir sie zerstören, und schon fahren wir den Sieg ein.“, denken sie sich und tragen ihren Plan dem Mammon vor. Dieser ist begeistert. Endlich mal wieder jemand, der versteht, wie es geht. Er stimmt zu und sendet einige seiner besten Untertanen, um diese eine Gruppe zu unterstützen. Niemand soll ihnen in die Quere kommen können. Und siehe da: Das Erz wird gegossen, die Schwerlastkraftwagen rollen, der Beton fließt in Strömen. Manche schreien zwar auf, doch zu leise sind sie, zu machtlos, um den Siegeszug zu stoppen. Wo dem Mammon einst inmitten unerschlossener Waldgebiete getrotzt wurde, sind nun seine Standarten gesetzt. In jedem Winkel des Landes sind seine roten Leuchtfeuer vorgedrungen und blinken von oben herab durch die Nacht.

In jedem? Nein. Ein Wald leistet Widerstand. Im südlichsten Winkel des Landes, steht immer noch ein unerobertes Fleckchen Erde: Der Pfälzerwald. Hier ist die Schlacht noch nicht geschlagen. Hier leisten einige großen Widerstand. Lange sieht es so aus, als würden die Diener des Mammon den Sieg erringen. Die Wagenführer überziehen den Wald mit ihren Predigten und schmieden große Pläne. Doch dann, ein herber Rückschlag. Im Festsaal des Hambacher Schlosses müssen seine Treuen die abscheulichen Worte vortragen, dieses Wäldchen verschonen zu wollen. Zu weit wagten sie sich vor. Zu hastig wollten sie ihrem Meister das Ergebnis liefern. Sie wurden nachlässig in ihrem Erfolg.

Und schon naht am Firmament die Stunde der Wahlurne, in der sich der Mammon alle vier Jahre den Gegebenheiten der Zeit anpassen und neu aufstellen muss. Und er fragt sich schon, ob er tatsächlich auf die Richtigen gesetzt hat. Es wird dem Mammon gleich sein, wer nach dem Urnenritual zur Verfügung steht. Er wird wieder seine Fühler ausstrecken und sich weise die auswählen, die seine Ziele am vielversprechendsten umzusetzen vermögen. Und er wird wieder fragen: „Wer wagt es?“.

03.02.2016 (jh)