Nachlese zur Kundgebung in Clausen: Keine Windräder im Biosphärenreservat Pfälzerwald!


Eine äußerst arbeitsintensive Vorbereitungszeit für alle Beteiligten, die u. a. geprägt war von einer kurzfristigen, aber notwendig gewordenen Änderung des Veranstaltungsortes von Hermersbergerhof nach Clausen, einer Rednerliste, die buchstäblich bis zum letzten Moment aktualisiert und überarbeitet wurde und zu guter Letzt die sichere Durchführung einer größeren Kundgebung am 11. Juli unter den immer noch von Auflagen eingeschränkten Versammlungsbedingungen in Zeiten der Coronapandemie zu gewährleisten.

© WSt (IPP)

In einem Interview mit dem SWR gab unsere Vorsitzende Dr. Cornelia Hegele-Raih einen Einblick auf den aktuellen Stand der Dinge und die im September anstehende Entscheidung des MAB-Komitees über die Windkraftpläne von Mainz. Auch forderte sie von der Landesregierung bei der Umsetzung der Energiewende den für den Kampf gegen den Klimawandel und für den Artenschutz lebenswichtigen Naturrefugien einen dauerhaften Schutzstatus politisch übergreifend und konsequent zu gewährleisten.

In seiner Rede stellte unser Mitglied Ernst Gerber berechtigte Fragen über die 180 °C Wende von Ministerpräsidentin Malu Dreyer und der alten bzw. neuen Koalitionsregierung beim Biosphärenreservat Pfälzerwald. Erst wird diesem der Status als Ausschlussgebiet für die Windindustrie per Gesetz ausdrücklich zuerkannt und kein halbes Jahr später nun soll der nun sogenannte „Klimaverweigerer“ doch endlich mal zu Potte kommen und seinen Beitrag gegen den Klimawandel in Form von Windindustrieanlagen leisten, ungeachtet der baulichen Belastungen für das Waldgebiet und einer auf die Dauer doch eher fraglichen wirtschaftlichen Rentabilität dieser Art von Stromerzeugung.

Beim Schlagabtausch zwischen Christian Baldauf (CDU), Dr. Bernhard Braun (Grüne) und Staatssekretär des Umweltministeriums Dr. Erwin Manz (Grüne) prallten Emotionen, Fakten und politische Standards aufeinander, dabei wurde eines deutlich: Kritik am wieder neuaufgelegten Weg der rheinland-pfälzischen Landesregierung eine Klimaneutralität über eine weitreichende industrielle Erschließung noch vorhandener Naturrefugien durch erneuerbare Energien erreichen zu wollen, wird nicht nur mit Hilfe der bereits im Wahlkampf etablierten Argumente und Attitüden komplett ignoriert und/oder auch schon mal im Brustton der Überzeugung ausdrücklich negiert.

Uwe Anhäuser vom Bündnis Energiewende für Mensch und Natur u. a. machte in seiner Rede unmissverständlich klar, dass nicht nur der Pfälzerwald, sondern alle Wälder in Rheinland-Pfalz, ja in ganz Deutschland für den Klimaschutz unerlässlich wertvoll seien und somit als Windradstandorte grundsätzlich ausgenommen werden müssen.

Harry Neumann wandte sich in seiner selbst geschriebenen (!) Rede an die anwesenden Naturschützer*innen. Er dankte ihnen für den unermüdlichen Einsatz für den Erhalt von windindustriefreien Wäldern. Gleichzeitig klagte er den Irrweg an, der sich die Rettung der Welt vor dem Klimawandel auf die Fahnen schreibt und gleichzeitig die letzten Naturrefugien flächendeckend bis in die letzten Winkel mit Windenergie – u. Fotovoltaikanlagen zubaut und somit deren Schutzfunktion für die Biodiversität und Artenvielfalt zerstört.

Cosima Lindemann vom Nabu Rheinland-Pfalz bezeichnete in ihrer Rede den Veranstaltungsgrund als trauriges Jubiläum, denn bereits 10 Jahre zuvor hätte man sich versammelt, um gegen Windparks im Pfälzerwald zu protestieren. Heute sei dies aufgrund der neuen Pläne aus Mainz bedauerlicherweise wieder notwendig geworden. Der Schutz des Biosphärenreservats als zusammenhängendes und großflächiges Rückzugsgebiet für Mensch und Natur sei für den Nabu aufgrund des globalen Artensterbens ebenso wichtig wie die Energiewende.

Des weiterhin kamen Vertreter der lokalen Politik zu Wort, so die Landrätin Dr. Susanne Ganster, der Oberbürgermeister (PS) Markus Zwick, Georg Krist (FWG), Florian Bilic (CDU), Dr. Bernd Matheis (ehem. Bgm. der Verbandsgemeinde PS) und Theo Wieder (Vorsitzender des Bezirkstags Pfalz). Unisono kritisieren sie die unangekündigte, für die ortsansässigen Gemeinden und Kommunen überraschende Solo-Kehrtwende von Mainz in Sachen Schutz des Biosphärenreservats Pfälzerwald vor einer Erschließung durch die Windindustrie.

Last but not least wurde je nach Grad der Affinität für Windindustrie im Pfälzerwald die Berichterstattung über unsere Veranstaltung in der regionalen Presse entsprechend dargelegt und kommentiert.

12.09.2021 (ds)