Projekt Waldbegeisterung: Ein Treffen am Luitpoldturm im Biosphärenreservat Pfäzerwald


Seit Anfang März 2021 ist Gerald Klamer auf Wanderung – 6000 km per pedes durch die Wälder Deutschlands. Das Projekt ist eine Herzensangelegenheit und dafür hat er seinen Job als Forstbeamter an den Nagel gehängt. Es geht um nichts weniger als eine Momentaufnahme der unterschiedlichsten Wälder in Deutschland, alles einzigartige Flora-Fauna-Habitate. Gerald Klamer will mit seiner Aktion auf ihren Zustand in Zeiten des Klimawandels aufmerksam machen und berichtet über seine Erlebnisse mit seinem täglichen Blog via Internet ausführlich darüber.

Am Morgen des 14. April traf sich Gerald Klamer mit Vertreter:innen der Initiative Pro Pfälzerwald (IPP) und von der Bundesbürgerinitiative Waldschutz (BBIWS) am Luitpoldturm, im Herzen des Biospährenreservates Pfälzerwald. Bei einer anschließenden kleinen Wanderung gab Gerald Klamer einen interessanten und ausführlichen Einblick zum Thema Waldwirtschaft. Unter anderem auch über das, was als neue naturnahe Bewirtschaftung möglich wäre, aber leider offensichtlich immer noch viel zu wenig praktiziert wird. So auch beim Buchenbestand im Biosphärenreservat Pfälzerwald.

 

Treffen am Luitpoldturm: Gerald Klamer, Dr. Cornelia Hegele-Raih (IPP) und Susanne Ecker (BBIWS) ©

 

Auszüge aus Gerald Klamers Blogspot:

“ (…) Im Vorfeld wurde mir berichtet, dass hier offenbar alte Buchenbestände stark aufgelichtet werden. Als wir dann tatsächlich einen großen, mindestens 160-jährigen Buchenwald gelangen, finde ich leider die genannten Berichte bestätigt. Häufig wurden hier bis zu 5 nebeneinander stehende alte Buchen frisch gefällt. Diese plötzliche, starke Auflichtung wird die noch verbleibenden Buchen starkem Sonnen- und Trockenstress aussetzen, das Letzte, was man nach drei Dürrejahren in so alten Beständen will! Dazu wurde in Rheinland-Pfalz auch ein Moratorium erlassen, was Einschläge in geschlossenen Buchenaltbeständen im Staatswald untersagt. Die Formulierung geschlossen, ist dabei natürlich sehr vage, da wirklich dichte Buchenbestände dieses Alters im Wirtschaftswald nie sind … „

 

Gerald Klamer begutachtet kritisch eine starke, flächige Buchenentnahme … ©

 

„Unabhängig davon will man nach der naturgemäßen Waldwirtschaft, die in Rheinland-Pfalz betrieben wird, in solchen Beständen lediglich die Entnahme von einzelnen, starken Bäumen, und keine flächigen Eingriffe, wie hier geschehen. Dieses ist auch ökonomisch sinnvoll, um die Stämme erst zu ernten, wenn sie einen definierten Mindestdurchmesser erreicht haben, der auch höhere Erlöse bedeutet. Dagegen spricht ein Entwertungsrisiko durch Verkernung und Fäule, das mit dem Alter steigt. Nichtsdestotrotz ist das nie eine ausreichende Begründung für flächige Entnahmen. Auch die mögliche Entschuldigung, dass die Forstplanung des Bestands so hohe Erntemengen verlangt, ist nicht mehr stichhaltig. Schließlich hat sogar Stefan Asam, der operationale Leiter der Landesforsten, vorgestern im Gespräch mir gegenüber betont, dass in solchen Fällen im Zweifelsfall die Entnahmemenge überprüft werden muss. Walderhaltung steht über allem! Obwohl im Pfälzer Wald solche Altbestände relativ häufig sind, sind sie doch bundesweit eher selten, und daher ein Naturschatz, der nur äußerst maßvoll genutzt werden darf. (…)

Wie gestern beschrieben, ist der Pfälzer Wald Biosphärenreservat, in dem eine besonders modellhafte, naturschonende Landnutzung erprobt werden soll. Dies gilt natürlich auch besonders für die Waldbewirtschaftung, obwohl noch nirgendwo irgendwelche Kriterien definiert wurden, wie sich die Forstwirtschaft hier von der sonst praktizierten unterscheiden soll. Um einen wirklichen Dauerwald zu erhalten, muss jedenfalls eine ausreichende Menge von Altbäumen dauerhaft auf der Fläche bleiben. (…) Nicht zuletzt ist der Schirm des Altbestands auch wichtig für die Qualität der nächsten Generation. Diese sollte sich bei unterschiedlichen Lichtsituationen über einen langen Zeitraum einstellen, um so eine hohe genetische Streuung zu gewährleisten, wie auch Herr Dr. Matthes vorgestern betont hatte. Eine starke Nutzung bewirkt gleichförmige Verjüngung und steht diesem Ziel entgegen. (…)

Ich schlage den Vertretern der Bürgerinitiativen vor, das Gespräch mit dem zuständigen Revierleiter zu suchen, um sicherzustellen das so etwas nicht mehr passiert. Da es hierbei nach den Schilderungen der Bürger, sich um keinen Einzelfall handelt, ist, wenn solche örtlichen Gespräche nichts nutzen sollten, gegebenenfalls auch die höhere Exekutivebene der Landesforsten gefordert. Der „Paradigmenwechsel“ darf kein Lippenbekenntnis bleiben! (…) „

17.04.2021 (IPP/ds)


  • Pressemitteilung der Initiative Pro Pfälzerwald und der Bundesbürgerinitiative Waldschutz
  • Alle Berichte von Gerald Klamer über seine bisherige Wanderung findet man auf seinem Blogspot. Lesenswert!