Mangelware Wasser: Der Pfälzerwald trocknet aus


Der März 2022, ein Rekordmonat mit viel Sonne, Wind und extremer Trockenheit. Ergo meldeten Stromerzeuger erneuerbarer Energien mit stolzgeschwellter Brust für das erste Quartal maximale Umsätze.

Allerdings herrschte laut Waldbrandgefahrenindex (WBI), errechnet durch den Deutschen Wetterdienst, bereits  Alarmstufe 3 (Orange: mittlere Gefahr) im Biosphärenreservat Pfälzerwald.

Wasser ist Leben: Das Karlstal im Biosphärenreservat Pfälzerwald    © IPP 2020

Aber hätte das Biosphärenreservat Pfälzerwald, als größtes zusammenhängendes Waldgebiet Deutschlands mit einer vierwöchigen Trockenheit nach einem regnerischen Februar nicht locker zurechtkommen müssen?

Offensichtlich sind diese Zeiten vorbei, wie das Beispiel des Gelterswoog, einem beliebten Ausflugs -u. Badesee bei Kaiserslautern zeigt. Seit Jahren reißen die Meldungen über seinen fatal niedrigen Wasserstand nicht ab und erschüttern die Gemüter seiner Fans. Eine Bürgerinitiative ist mit ihrem Engagement für den Gelterswoog regelmäßig bei der Stadt vorstellig. Allerdings zeigt sich dort ein für alle Seiten folgenschweres Dilemma: Ist nicht genügend Wasser vorhanden, dann müssen knallharte Prioritäten gesetzt werden. Soll heißen, dass die Stadt Kaiserslautern kein zusätzliches Wasser in den Gelterswoog leiten kann, denn die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser hat absoluten Vorrang.

Ist also allein der Klimawandel als Hauptursache für eine sich abzeichnende Wasserknappheit im Biosphärenreservat verantwortlich?

In einer kleinen Station zwischen Leimen und Merzalben untersucht der Bodenforscher Gebhard Schüler für die „Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft“ (FAWF) die vorhandene Bodenfeuchte des Pfälzerwaldes regelmäßig. Sein Fazit: Nicht nur der Regenmangel macht dem Pfälzerwald zu schaffen, sondern sein Wasserhaushalt leidet seit ca. 20 Jahren unter einer kontinuierlichen Trockenlegung.

Eine nicht unwesentliche Rolle spielt wohl auch die Modernisierung vorhandener Forstwege an die wachsenden Anforderungen tonnenschwerer Maschinenfuhrparks für den von Mainz geplanten Waldumbau für eine stärkere Klimaresilienz. Angesichts großzügiger Schotter – u. Draingemaßnahmen und den dabei in Kauf genommenen Kollateralschaden an Hängen und Waldböden drängt sich jedoch eher die Frage auf, ob nicht in erster Linie der Wirtschaftsstandort Wald leichter gangbar gemacht werden soll!

Modernisierung eines Teilstücks des Rundwanderweges Nr.3 (Forsthaus Schwarzer Fuchs – Kirschfelsen),  © IPP 2022

inklusive Collateralschadens …   © IPP 2022

Natürlich werden sich die Wälder in Deutschland dem Klimawandel anpassen, auch das Biosphärenreservat Pfälzerwald. Vielleicht werden es kleinwüchsigere, zähere Baumarten sein, die längere Trockenperioden aushalten können, so fern man der Natur freien Lauf lassen würde. Aber da ist wohl mehr der Wunsch Vater des Gedanken …

Bereits seit Juli 2010 existiert das Menschenrecht auf Zugang zu sauberem Trinkwasser und seit Dezember 2020 eine entsprechende europäische Verordnung. Aber darf es dabei nur um die Qualität des Wassers gehen? Sollte sich der Staat nicht auch in erster Linie für einen konsequenten und unabdingbaren Schutz sämtlicher Orte, die in ihrer Funktion zur Bildung und Speicherung von ausreichendem Trinkwasser unerlässlich sind, einsetzen? Vor allem im Interesse künftiger Generationen?

Wird die aktuelle Politik in Deutschland dieser Verantwortung in ausreichendem Maß überhaupt nachkommen wollen? Oder steht der in „Tesla-Geschwindigkeit“ ungebremste Ausbau erneuerbarer Energien für eine CO2 freie Wirtschaft im alleinigen Fokus ohne Rücksicht auf Verluste? Sollte das der Fall sein, dann kann es nur eine logische Schlussfolgerung geben: Wo ein Grundrecht existiert, aber nicht vom Staat gewährleistet wird, da muss dieses konsequent durch die Bürger selbst eingeklagt werden!

 

17.05.2022 (ds)