Aktuell: Beobachtungen im Pfälzerwald


Später Vormittag – wieder ein sonniger, warmer Tag. Los gehts vom Wanderparkplatz beim Naturfreundehaus Heidenbrunnertal westlich Neustadt an der Weinstraße. Aufstieg mit meinem walderfahrenen Freund Horst Schikora. Auf den Bergrücken, die das Tal einrahmen, war ich seit Jahren nicht mehr. Hat sich dort was verändert? Der Pfad von einst ist nun breiter. Im April gab es hier Schneebruch; beim Abräumen wurden Sand und Geäst zur Seite geschoben.

© hsch 2022

Der Weg – so muss man ihn jetzt nennen – beginnt zu erodieren. Etwas aufwärts öffnet sich der Buchenwald zum Tal, gibt den Blick in die Ferne frei. Offensichtlich wurden hier vor einiger Zeit viele Bäume gefällt; auf der Fläche steht schon der Buchenaufwuchs. Hoffnungsfrohe Jugend – durch die Auflichtung des Kronendachs allerdings der vollen Sonne ausgesetzt, ebenso die Stämme der verbliebenen Altbäume. Ihre Rinde ist nun sonnenbrandgefährdet.

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Horst Schikora weist auf die Baumkronen hin: verdorrtes Geäst allenthalben. Verständlich, die vergangenen Jahre waren trocken und dieser Sommer entwickelt sich wieder so. Die pralle Sonne heizt die Schlagfläche auf, die Verdunstung entzieht den Böden das Wasser.

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Kürzlich meldete die Presse beängstigente Forschungsergebnisse aus Lysimetermessungen. Diese Entwicklung zeigt sich auch am Schwächeln der Quellen im Tal, wie Horst Schikora berichtete. Solche Lichtungen im einst geschlossenen Buchenwald fanden wir noch mehrfach, den sogenannten Schirmschlag.

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Hier entwickeln sich dann gleichalte Bäume, ein sogenannter Altersklassenwald. Auch viele Einzelbäume im Bestand waren gefällt, erkennbar an Lücken und trockenem Astwerk auf dem Boden. Hoffentlich wirft da niemand eine glimmende Zigarette hinein!

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Durchgängige Beobachtungen, auch anhand der Markierung noch stehender Bäume: Man fällt meist Buchen, nimmt Laubholz aus Jungholzbestände; offensichtlich um Nadelbäume einen Wuchsvorteil zu verschaffen. Inmitten des Waldes fanden wir noch wahre Dickmänner, rund 80 cm Durchmesser in Brusthöhe Mögen sie da noch lange stehen als Zeugen der Pfälzerwaldkultur!

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Wohl jeder Städter hat schon erlebt (oder in der Zeitung gelesen), dass man würdige alte Straßenbäume fällt. Sie würden ihr Umfeld gefährden, durch Ast oder gar Stammbruch. Diese Verkehrssicherung genannte Maßnahme beschleunigte sich nach einem tragischen Unfall in Trier vor vielen Jahren. Bei unserer Wanderung sahen wir Ähnliches am bekannten Treffpunkt „Kaisergarten“;

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in der Umgebung wieder Buchen mit verdorrender Krone.

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Entlang des Heimwegs ins Tal gab es noch geschlossene Buchenwaldungen, aber auch „Steckeleswald“ aus mickrigen Nadelbäumchen; der Pfad war steil, sodass der Fotoapparat in der Tasche blieb.

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Wir sind nicht mehr die Jüngsten, kennen den Pfälzerwald seit Jahrzehnten, seine Täler und Berge im Norden (Stumpfwald genannt), in der Mitte sowie im Süden (dem Wasgau). Die Wälder haben sich über die Jahre besonders den letzten stark verändert: Die oben erwähnten Schirmschlagflächen ziehen sich manchmal ganze Berghänge entlang (so am Braunsberg in der Südwestpfalz).

Es ist wohl so: Der hohe Holzbedarf sowie Zunahme längerer Trockenperioden belasten zunehmend unsere Wälder und die Forstleute (s. Literatur unten). Wir hoffen, dass unsere Enkel und Urenkel doch noch weite, geschlossene Wälder in der Pfalz erleben dürfen.

Rudolf Ahrens-Botzong, Juli 2022

 


Literaturvorschläge: