Demo gegen Kerosinregen

300 Teilnehmer senden ein klares Signal nach Mainz und Berlin!

Blick über die Teilnehmer © Foto: chr (IPP)

Blick über die Teilnehmer © Foto: chr (IPP)

Am Sonntag, den 02.09.2018 fand unsere Demonstration an der Totenkopfhütte bei Maikammer gegen den Kerosinregen im Pfälzerwald statt.

Von der Totenkopfhütte ging ein deutlicher Appell an die Regierungen in Mainz und Berlin: endlich Transparenz bei Kerosinablässen herzustellen, die Gefahren der Gifte zu analysieren und die Regeln für den Kerosinablass zu ändern, um dem Naturschutz und dem Schutz der Bevölkerung wieder Vorrang einzuräumen.

Am Anfang der Veranstaltung verdeutlichte Rudolf Ahrens-Botzong den Frust vieler Pfälzerinnen und Pfälzer auf die Informationspolitik bei Kerosinablässen in einer komödiantischen Darstellung mit aufgeblasenem Flugzeug.

Kerosin-Flieger © Foto: chr (IPP)

Kerosin-Flieger © Foto: chr (IPP)

Bei den erfrischend kurzen Reden der Politiker wurde schnell deutlich, dass man einig in den Zielen ist, bereits Schritte eingeleitet wurden, aber auch die Notwendigkeit besteht, dass von der Demonstration Rückenwind nach Berlin und Mainz ausgeht. Noch ist das Ablassen von Kerosin eine günstige Art, um ein technisches Problem zu lösen.

Unsere Landesregierung will mit einer Bundesratsinitiative mehr Transparenz zum sogenannten Fuel Dumping von Flugzeugen erreichen und zur Entwicklung von Alternativen beitragen. „Beim Thema Kerosin spricht Rheinland-Pfalz mit einer Stimme“, sagte MdL Haller (SPD). Bundesregierung und vor allem Bundesverkehrsminister Scheuer (CSU) müssen ihrer Verantwortung nachkommen und die im Koalitionsvertrag verabredete Veröffentlichungspflicht binnen 24 Stunden nach dem Ablassen von Treibstoff umgehend umsetzen.

Die auf Landesebene zuständigen Regierungsmitglieder, Umweltministerin Höfken (Die Grünen) und Wirtschaftsminister Wissing (FDP), müssten gemeinsam mit dem Bundesverkehrsministerium umgehend in Gutachten klären, ob und welche Gefährdungen für Mensch und Tier durch das Ablassen von Kerosin ausgingen, forderte Christian Baldauf, Fraktionsgeschäftsführer der CDU im rheinland-pfälzischen Landtag. Des Weiteren forderte er, den Fluggesellschaften Strafen entgegen zu setzen, um rein betriebswirtschaftliche Überlegungen auszuschließen.

Dr. Peter Degenhardt, Vorsitzender des Zentrums Pfälzerwald-Touristik und Mountainbike-Park kritisierte vehement den Ablass von so viel Kerosin im Pfälzerwald. Diese Vorgänge würde die sehr erfolgreichen Bemühungen im Tourismus und dem hochgelobten Mountainbike-Park Pfälzerwald untergraben. Dass unten nichts vom Kerosin ankomme, könne man den Leuten nicht weis machen.

Dr. Ott beim Interview © Foto: Walter Stutterich

Dr. Ott beim Interview © Foto: Walter Stutterich

Dr. Jürgen Ott, Pollichia Naturschutzverband mahnte, die Folgen des Kerosinablasses auf die Ökosysteme sei letztlich unbekannt und forderte drei Messstellen im Pfälzerwald.

Prof. Dr. Bernd Kaina, Institut für Toxikologie der Universitätsmedizin Mainz erklärte, Panik sei nicht angebracht, zumindest nicht wegen Benzol, [1] es seien aber weitere toxische Stoffe und auch unbekannte Inhaltsstoffe im Treibstoff enthalten, deren Wirkung nicht erforscht sei. Es sei wenig über die Wirkung der Gifte und ihren Einfluss auf Ökosysteme bekannt. Er forderte die 3 Ms: Meldung, also das Einhalten eines unmittelbaren Meldeverfahrens welches die Voraussetzung wäre für das zweite M, nämlich Messen und das dritte M Mitteilung, also Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern.

Prof. Kaina © Foto: Walter Stutterich

Prof. Kaina © Foto: Walter Stutterich

Dr. Thomas Gebhart (CDU), Mitglied des Bundestages und Vertreter der Südpfalz schloss sich den Forderungen an und versprach, das Thema auch weiterhin auf der Bundesebene weiter zu tragen. Die Bundesratsinitiative sei auf den Weg gebracht und es gebe Gespräche mit der DFS. Bereits im November sollen erste Ergebnisse vorliegen.
Außerdem sprachen sich Herr Andy Becht (FDP), Staatssekretär im Wirtschafts- und Verkehrsministerium RLP sowie Herr Herzog, Sprecher der Landesgruppe RLP der SPD und Bundestagsabgeordneter des Wahlkreises Kaiserslautern im Sinne dieser Forderungen aus und forderten, auf nationaler wie internationaler Ebene für Transparenz und Aufklärung zu sorgen.
Martin Brandl, Vorsitzender des Pfälzerwaldvereins, der am Vorabend mit seinen Kindern im Pfälzerwald unter freiem Himmel übernachtet hatte betonte, er wolle dies gerne auch in Zukunft bedenkenlos tun und versicherte, dass sich der Pfälzerwaldverein den Forderungen nach mehr Transparenz und Aufklärung ebenfalls in vollem Umfang anschließt.
Jutta Paulus, Landesvorsitzende der Grünen Rheinland-Pfalz wies darauf hin, dass Messungen wahrscheinlich nicht einfach zu realisieren sind und plädierte dafür, das Thema Kerosin nur als einen kleinen Teil des übergreifenden Problems Flugverkehr zu betrachten.

Gruppenfoto der Prominenz © Foto: Walter Stutterich

Gruppenfoto der Prominenz © Foto: Walter Stutterich

Insgesamt waren wir mit dem Verlauf der Demo sehr zufrieden. Die Teilnehmer haben auch den bisher 75.000 Unterzeichnern der Petition ein Gesicht gegeben. An dieser Stelle möchten wir uns bei allen Teilnehmern bedanken und ganz besonders dem Team der Totenkopfhütte für die tatkräftige Unterstützung und die Bewirtung. Wir werden die Handelnden an den Ergebnissen messen, die schon für die kommenden Wochen versprochen wurden. Selbstverständlich bleiben wir an dem Thema dran und planen auch schon weitere Veranstaltungen sowie eine Übergabe der Petition im Landtag!

06.09.2018 (aes)


Berichte aus den Medien zur Demo:

Rheinpfalz Ticker: Totenkopfhütte: Protest gegen Kerosinablässe

SWR Aktuell vom 02.09.2018

ZDF: Heute in Deutschland vom 03.09.2018


[1] In dieser Sendung kam der Professor zu einer anderen Bewertung:

Zur Sache im RNF vom 24.08.2018 – Kerosinregen

„Zurück zum Text“