Schützt das Klima – rettet den Pfälzerwald vor den Grünen: Teil 3
„Und ewig tobt der Harvester…“ – verordneter Waldschutz der brachialen Art
In Zeiten von Corona, wenn man ungewollt von einem Lockdown in den Nächsten schlittert, dann gewinnt ein so weitläufiges Wandergebiet wie der Pfälzerwald an enormen zusätzlichen Wert. Leider gibt es dort mittlerweile kaum noch eine Tour, wo man nicht von einer Absperrung aus notwendigen Sicherheitsgründen jäh gestoppt wird. Entweder sind es schicke rotweiße Flatterbänder oder man begegnet einer gewollt kumpelhaften Transparentvariante.
Es wird mal wieder Holz gemacht und dabei nicht bloß gekleckert, sondern massiv geklotzt. Die Maschine, die dabei in der Regel zum Einsatz kommt, nennt man Harvester. Seine Namen, neben der nüchternen Nummer Variante lauten Raptor, Hannibal, Scorpion King, und Königstiger. Er ist eine technische Perfektion der Zerstörung – schnell, effizient, brachial. In einem Arbeitsgang wird ein Baum gefällt, entastet und je nach Bedarf geteilt. In 35 Sekunden wird geerntet, was über Jahrzehnte allen Witterungen zum Trotz gewachsen ist. Je nach Stärkeklasse sind 3-8 fm pro Stunde bei optimalem Einsatz möglich. Von 6 oder 8 Rädern getragen (mit oder ohne Raupenbänder), fräst sich der Harvester beim Arbeitsvorgang in den empfindlichen Waldboden. Sein Gewicht, je nach Größe von 20t bis zu 70t Tonnen reißt tiefste Furchen. Aber auch andere tonnenschwere Arbeitsmaschinen hinterlassen deutliche Spuren.
Eine, den Einsatzansprüchen des Harvesters optimal angepasste Waldfläche wird von einem engen Netz an Rückegassen, i. R. alle 20-30m durchzogen. Diese werden durch das Tonnengewicht des Harvesters verdichtet und somit nahezu wasserundurchlässig. Dort gibt es keine Bodenluft und keine Durchwurzelungstiefe mehr. Dort ist der Waldboden zerstört. Einmal angelegt, wächst dort auch so schnell nichts mehr nach und deshalb können diese „Drainagen“ praktischerweise auch noch nach 10-15 Jahren wieder genutzt werden.
Seit Jahren werden so die gravierenden Folgen durch die Zerstörung des unterirdischen Wurzel -und Pilznetzwerkes im Waldboden billigend in Kauf genommen. Ja, man wird seitens der grünen rheinland-pfälzischen Landesforsten nicht müde zu beteuern, dass dies die schonendste und beste Art der Holzernte sei. Natürlich müssen auch die Forstwege dem Gewicht der verwendeten Werkfahrzeuge und deren optimalen Einsatz durch eine großzügige Verbreiterung und Schotterung entsprechend aufgepimpt werden. Mittlerweile lässt dieser fortschreitende Umbau bei einem Wanderer immer mehr Zweifel aufkommen, ob er noch im angeblichen Wanderparadies Biosphärenreservat Pfälzerwald unterwegs ist oder in einem auf Effizienz getrimmten Großmastbetrieb für Bäume.
Auch wurden offensichtlich in den letzten Jahren grundlegende Naturschutzmaßnahmen während der Brut und Setzzeit immer mehr außer Acht gelassen. Das ewige Ausreden-Mantra für diese Art der Arbeitseinsätze sind Borkenkäfer, Wetterlage, Windbruch, Dürreschäden, Verkehrssicherung, Vorausverjüngung und Begrenzung einzelner Baumarten zur Vielfaltssteigerung. Neuerdings wird der diesbezüglich lästig motzende Laie schulmeisterlich in der Presse darauf hingewiesen, dass eine amtliche Einhaltung der Schonzeiten für den Forst sowieso nicht gilt. Gleichzeitig verlangt man jedoch vom nicht fachkompetenten Waldbesucher mittels zahlreicher Hinweisschildchen, ein dem Wald und der Natur angemessenes Verhalten an den Tag zu legen.
Aber das absolute Hauptargument für den verordneten Waldschutz der brachialen Art ist eine zunehmende Schädigung des Pfälzerwaldes durch den Klimawandel und die dagegen verordnete Fitnesskur. Dafür brauche es unbedingt den schnellen Harvester-Einsatz. Schließlich sei keine Zeit mehr zu verlieren, denn der Klimawandel warte ja auch nicht. Also wird weiterhin brachial gerodet, löblich darüber in der regionalen Presse berichtet und fleißig Werbung dafür gemacht.
Trotzdem sei die Frage erlaubt, wie ein nachhaltiger Naturschutz unter Verwendung von schwerstem Einsatzgerät gelingen soll. Besteht ein gesunder, dem Klimawandel angepasster Wald etwa nur aus gesunden starken Bäumen? Was ist mit einem gut funktionierenden Waldboden? Bäume können nur so gesund und widerstandsfähig sein, wie ein Waldboden die Voraussetzungen dafür schaffen kann. Ist dieser in seiner Struktur und vor allem in seiner Fähigkeit Wasser zu speichern gestört oder sogar zerstört, nützen selbst die anspruchslosesten Baumarten nichts!!
05.02.2021 (ds)
Diesmal haben wir hier eine kleine Filmgalerie zusammengestellt …