Nachlese zum Nachlesen
Eine Wanderung am 12. Februar 2016 zum Langenberg und Quaidersberg
Der pfälzische Wettergott zeigte sich an diesem Samstagnachmittag von seiner kühlen und nassen Seite. Trotzdem fand sich gegen 14 Uhr eine Gruppe Unerschrockener mit Kind und Hund am Fuß des Langenbergs ein, denn die Bürgerinitiative Eselsfürth hatte zu einem Rundgang zu den möglichen Windradstandorten bei Kaiserslautern im Pfälzerwald geladen. Glücklicherweise wurde diese Pläne jetzt begraben!
Als Einstimmung gab es zuvor noch zwei Darbietungen, denn schließlich sollte auch die Kultur an diesem Tag nicht zu kurz kommen. Zuerst erklang ein Duett für Kettensägen unter der Leitung des großartigen Maestro Friedrich Anstett, der seine Eigenkomposition den beiden grünen Ministerinnen U. Höfken und E. Lemke widmete, sowie deren Werkeln und Verwirken im Zeichen einer umweltfeindlichen Energiewende. Zwei beherzte Musiker in martialischem Schutzgewand entlockten den mitgebrachten Kettensägen die gesamte Palette ihres typischen Lärmpegels, wie man ihn in oft genug allerorten im Pfälzerwald zu hören bekommt und setzten somit das beeindruckende Werk gekonnt in Szene.
Melodie: …. so blau, blau blau blüht der Enzian.
1. …. ja, ja, ja, ja so grün, grün, grün blüht der Cannabis, sprach der Fritz zur Lis…
2. …. vom Winde verdreht, hat’s den Verstand ihnen verweht (GRÜNE)
3. …. seht ihr dort die Axt im Wald, Lemke die macht alles kalt, macht alles kalt.
Danach folgte ein Vortrag des geschätzten Philanthropen Rudolf Ahrens-Botzong, der beschirmt von einem silbernen Topf und mit einer brennender Taschenlampe bewaffnet das Lautgedicht „Zug der Elefanten“ von Hugo Ball anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Dadaismus rezitierte. Zum näheren Verständnis seiner Stoffwahl erklärte der Künstler, er habe sich von dem in Rheinland-Pfalz bzw. in ganz Deutschland um sich greifenden Windradwahn inspirieren lassen. Der „Zug der Elefanten“ spiegele in Herkunft und Wortlaut exakt die Haltung und Gesinnung wider, die er (wie auch alle Anwesenden) als Ausdruck der Revolte sehe und, so hoffe er, auch als aufklärende Demontage gegenüber einer sowohl streng konventionellen, als auch unreflektiert missionarisch durchgeführten Energie- und Naturschutzwende zur Rettung des Klimas und des Weltfriedens.
Damit war jedoch der geistigen Erbauung genüge getan. Wind und Wetter mahnten zum Aufbruch, weshalb sich die versammelte Gruppe von ca. 40 Personen auf den Weg zum ersten „Hotspot“ dieser Tour machten. Unterwegs konnte man sich einen ersten Eindruck über einen Teil des Waldgebietes verschaffen, das nach den Plänen der Stadtwerke Kaiserslautern als künftiges Windkraftindustriegebiet erschlossen werden sollte. Als Hauptargumente für die Wahl der Standorte der insgesamt 4 geplanten Windräder wurden sogenannte Vorbelastungen aufgeführt, wie die teilweise Nähe zur Autobahn A6, ein Klärschlammbecken und ehemalige Munitionsdepots der Amerikaner.
Nach knapp 30 Minuten erreichte die Gruppe einen kleinen Teich, der auf den ersten Blick eigentlich ganz harmlos und fast idyllisch wirkte, wäre er nicht von einem hohen Zaun inklusive Stacheldraht umgeben. Zusätzlich angebrachte Schilder mit der Aufschrift „Achtung! Schlammteich! Lebensgefahr!“ machten sofort jede Illusion konsequent zunichte. Nach Auskunft von Herrn Aberle (BI Eselsfürth) besteht „der Teich“ bereits seit sehr, sehr vielen Jahren. Gedacht als provisorisches Ausweichbecken zur Lagerung von hochgiftigem Klärschlamm, der zum damaligen Zeitpunkt nicht fachgerecht entsorgt werden konnte. Wie bei Provisorien nicht unüblich – einmal errichtet – haben sie ewig Bestand.
Warum wurde dieses Klärschlammbecken, das sich zwar in einem Waldstück jedoch unweit von bewohntem Gebiet befindet, bis heute weder abgebaut noch entsorgt? In welchem tatsächlichen Zustand befindet sich dessen Absicherung zum Schutz der Umwelt? Hält sie möglichen Baumaßnahmen im Zuge der Erschließung zum Windkraftindustriegebiet überhaupt stand? Alles Fragen, die man eigentlich schon im Vorfeld dringend klären müsse und nicht erst, wenn tatsächlich „the worst case“ eintreffe, sagt Herr Aberle. Denn, so Herr Aberle weiter, sei es ja trotz des sich über Jahrzehnte hinweg angesammelten Oberflächenwassers immer noch ein Klärschlammbecken und kein Naturteich.
Auch wenn die Windräder nicht gebaut werden, stellt sich grundsätzlich die Frage: Was wird aus dem „provisorischen“ Klärschlammbecken?
Weiter ging es über die A6 in Richtung Quaidersberg und Vielköpfe. Einige Wanderer kannten diesen Teil des Pfälzerwaldes bisher noch nicht und waren über die Abgeschiedenheit und den alten Baumbestand (überwiegend Buche), trotz der Nähe zur Autobahn, überrascht. Dies führte auch zu lebhaften Diskussionen und Gesprächen. Unter anderem stellte man sich folgende Frage: Kann eine schon bestehende Vorbelastung, gleichgültig wie stark und erheblich sie auch sei, als Hauptargument für eine weitere Bebauung und Erschließung zum Windkraftindustriegebiet dienen? Oder müsste man nicht die weitere Umgebung von einer zusätzlichen Belastung aus Naturschutzgründen grundsätzlich ausschließen?
Unterdessen erreichte die Wandergruppe die nächste Station, die ehemaligen Munitionsdepots der Amerikaner auf dem Quaidersberg, die von den Stadtwerken Kaiserslautern als Vorbelastung mit bereits vorhandener Infrastruktur gewertet werden. Jedoch sind diese seit Jahren verwaist und aufgrund instand gehaltener Umzäunung nahezu unberührt. Sollte sich dort in den Militärbunkern mittlerweile eine entsprechend große Fledermauspopulation angesiedelt haben, könnte man diesen entstandenen Hotspot einer zusätzlichen Belastung und Einschränkung des Lebensraumes aussetzen? Gleiches würde auch für ein mögliches, erst recht zahlreiches Vorkommen der Wildkatze gelten. Hoffentlich bleibt dieser Hotspot nach dem Aus für die Windradplanungen unberührt.
Am Rastplatz Blücherschanze endete schließlich die Wanderung. Bei gutem Kaffee und leckerem Kuchen nahm man sich noch genügend Zeit für ein ausführliches Resümee. Einige Teilnehmer entschieden sich spontan, noch einen Abstecher zum Windmessmast (dieser wurde inzwischen abgebaut) der Stadtwerke Kaiserslautern auf dem Langenberg zu machen.
Zum Abschluss sei an dieser Stelle nochmals ein großes Kompliment und ein herzlicher Dank an die Bürgerinitiative Eselsfürth für eine gelungene und informative Veranstaltung ausgesprochen.
(ds)