Die Wandlung – ein Kommentar

Herr Seibel weist zu Recht darauf hin, dass ab 2017, wenn das neue EEG in Kraft tritt, nur noch besonders rentable Windräder gebaut werden können und das würde wahrscheinlich das Aus für Windräder im Pfälzerwald bedeuten. Nur am Christels Eck/Langerkopf wären sie angeblich noch rentabel, selbst die Windkraftanlagen am Taubensuhl wären nach Herrn Seibel, einem ausgewiesenen Energieberater, unrentabel. Indirekt zeigt die Argumentation, worum es in letzter Zeit fast nur noch ging – nämlich um Euros.

Klimawandel und die angebliche Sinnhaftigkeit, die Alternativlosigkeit der Energiewende, wurden zu einem probaten rhetorischen Mittel, um dem Bürger Angst einzujagen und seine möglichst schnelle Zustimmung zu Windrädern zu sichern. Aber vielleicht besinnen sich manche bei den Grünen ja auch mal wieder auf alte Überzeugungen. So steht auf der Internetseite der Grünen in Annweiler die Forderung nach einem windradfreien Pfälzerwald. Die Forderung, das Landschaftsbild des größten grenzüberschreitenden Biosphärenreservats Europas zu erhalten, Wald und Natur darin zu schützen.

Noch vor wenigen Jahren forderten die Grünen einen Nationalpark am Christels Eck/Langerkopf. Der Grüne Rodalber Ralf Lehmann war sogar der Meinung „mit einem Nationalpark spielen wir touristisch in der Champions League„ (Rheinpfalz, 03.12.2011). Im Moment scheint es den Grünen vor allem darum zu gehen, um einen Spitzenplatz in der Champions League der Windparks zu spielen. Toll! Welch eine Wandlung.

Das MAB-Komitee solle an den Langerkopf kommen, dann würde sich deren Sichtweise sofort relativieren, schrieb Herr Seibel. Aber, aber Herr Seibel, das Komitee war erst am 08.04 2014 dort, und danach in Wilgartswiesen, wo der ehemalige Vorsitzende des MAB-Komitees erklärte, das Biosphärenreservat Pfälzerwald hätte durchaus sogar Chancen in die Liste der Weltkultur- und Naturerbe aufgenommen zu werden. Sie waren doch anwesend und haben dagegen protestiert. Vergessen? Oh, Entschuldigung!

Die vielen Aufgaben in Ihrer Partei und im Gemeinderat, die Sie nur mit dem Verfälschen des Wählerwillens erreicht haben (Rheinpfalz, 10.07.2014) und als speziell ausgebildeter Energieberater hat man sicher so viele Verpflichtungen, da kann man manches nicht mehr in Erinnerung behalten. Verständlich, durchaus zu verstehen.

Die Grünen monieren, sie würden von Mainz nicht ausreichend informiert. Mag sein, denn Ministerin Evelyne Lemke äußerte noch 2013 „der Pfälzerwald ist für Windkraftanlagen nicht interessant“ (Rheinpfalz, 18.07.2013). Kam das bei Ihnen vielleicht nicht an? Aber anscheinend hat sie ihre Meinung unterdessen ja um 180 Grad geändert. Aber warum eigentlich? Selbst für Schwachwindstandorte konzipierte Riesenwindräder können unter den Bedingungen nicht rentabel und sinnvoll eingesetzt werden.

Bei Windkraftanlagen in Landesbesitz erhalten die Kommunen nur 20 % der Pachteinnahmen. Dafür lohnt es nicht, eine Aberkennung des Biosphärenreservats und die Zerstörung von Natur und Wald in Kauf zu nehmen.

Und wer ist eigentlich verantwortlich für die Zustände am Langerkopf? Der Langerkopf gehört zur Gemarkung Hauenstein. Besitzer ist das Land Rheinland-Pfalz. Warum wurde das Gebiet bis jetzt nicht renaturiert? Nach Aussage von VB Lauth ist das Gelände stark kontaminiert und es würde etliche hundertausende Euros kosten (Rheinpfalz, 23.01.2015). Wäre dies nicht ein sinnvolles Betätigungsfeld für einen grünen Umweltschützer?

In einem Interview sagte der Grüne Boris Palmer, der untröstlich ist darüber, dass bei ihm daheim Windräder leider auch nicht lohnend sind auf die Frage, ob man den Pfälzerwald unbedingt für die Energiewende braucht: „Nein, das ist Unfug“. Boris Palmer will Windräder im Pfälzerwald vor allem „aus Prinzip“ (Rheinpfalz, 08.12.2014), denn es könnte ein Exempel statuieren, bestimmte Wälder von der Verspargelung auszunehmen. Noch erstaunlicher Herr Seibel: haben Sie nicht selbst geäußert, Windräder hätten im Pfälzerwald nichts verloren (Rheinpfalz, 12.07.2011) und man sollte keine Windräder um Hauenstein bauen (Rheinpfalz, 19.05.2014) ? Aber nun wollen Sie davon nichts mehr wissen. Die Vergesslichkeit, es ist ja schon eine paar Monate her.

Nun lehnen Sie Herr Seibel eine Abstimmung aller Bürger des Biosphärenreservates/Pfalz (Rheinpfalz, 14.10.2014) über die Erhaltung und Zukunft ihrer Heimat, ihre herrliche Landschaft und des einmaligen und größten Waldgebiets Europas kategorisch ab. Und erweisen sich so als lupenreiner (Un)Demokrat.

Aber ich muss Ihnen Herr Seibel auch beipflichten. Sind wir beide doch der gleichen Meinung über die rot-grüne Landesregierung. Ihrer zitierten Meinung einer Wirtschaftszeitung, wonach Rheinland-Pfalz das schlechtest regierte Bundesland sei, schließe ich mich an. Vollständig! Zu hundert Prozent.

Heinz Grünewald